Auf unserem Weg in den Osten sind wir (ebenfalls in Zentralsumbawa) nochmal von der Hauptstraße abgebogen. Die Gegend war sehr trocken, wir näherten uns dem Meer, um uns herum nur ein paar Ziegen und Holzhütten.
Kurz bevor die Straße (mal wieder) endete, entdeckten wir einen kleinen, aber sehr malerischen Strand, den Pantai Leppu.
Blau-Türkise Wellen, beinah weißer Sand, schroffe Klippen und Babyziegen – Herz, was willst du mehr?
Während der Westen Sumbawas im Sinne touristischer Infrastruktur („klassische“ Hotels/Homestays, Supermarktketten, offizielle Tankstellen und ähnliches) noch ganz gut ausgestattet war, spürten wir sofort, dass dies im Zentrum der Insel und auch im Osten immer weniger wurde bis kaum mehr vorhanden war.
Nichtsdestotrotz nahmen wir uns nochmal Zeit, um die nördliche Halbinsel mit dem Vulkan Tambora zu umrunden. Wir übernachteten dafür in einem Penginapan (man gewöhnt sich ja an fast alles 😀 ) in Soriutu und starteten am Montag, den 26. Oktober, früh morgens, um es einmal rund um die Halbinsel an einem Tag zu schaffen. Denn dort gab es scheinbar wirklich keine Übernachtungsmöglichkeiten unterwegs.
Jaja, schon wieder ein Vulkan 😉
Der Vulkan Tambora ist ein aktiver Vulkan, dessen letzter Ausbruch im Jahr 1815 als die schlimmste Vulkankatastrophe seit zigtausenden Jahren gilt. Es gab nicht nur unglaublich viele Todesopfer, es hatte sogar Klimaveränderungen und Hungersnöte zur Folge.
Während der Vulkan selbst eine sehr bewegte Geschichte hat, bietet der Geopark ehrlicherweise nicht viel. Es gibt ein paar wenige Dörfer, aber diese liegen wirklich, WIRKLICH weit auseinander. Kilometerlang fährt man und begegnet dabei keiner Menschenseele. Um einen herum nur die karge Natur, rechts kann man in der Ferne manchmal das Meer aufblitzen sehen, links den Vulkan und die Hügel rundherum. Ab und zu wird es ein bisschen grün, oder der Weg führt ein Stück weit entlang der Küste, aber das war’s dann auch schon wieder.
Die Straße selbst ist streckenweise sehr gut, und wird in einem Abschnitt dann aber auch zur Schotterstraße für einige Kilometer (!). Oder führt durch einen Fluss. Oder wurde asphaltiert, und das Navi schickt einen aber über den „alten“ Weg offroad. 😀
Für die Umrundung brauchten wir insgesamt knappe sechs Stunden. Die Sonne hat uns an diesem Tag ständig und unerbitterlich begleitet, einen kurzen Regenschauer gab es nur just in dem Moment, als wir eine längere Pause unter einer der immer wieder auftauchenden, kleinen und überdachten Holzplattformen in den Feldern neben dem Straßenrand einlegten. Nicht nur wegen der Straßenbeschaffenheit sondern auch wegen der Trockenheit und der Sonne war dies ein wirklich anstrengender Trip.
Aber: Mitten in der Natur (wenn sie auch noch so karg ist!), kilometerlange nichts außer man selbst – da klopft das Freiheitsgefühl schon auch sehr heftig und laut an die Tür.
Weiter geht’s!
Nach diesem Trip übernachteten wir schließlich in einem kleinen Hotel in der Stadt Dompu und fuhren am Tag darauf weiter nach Bima, die Hauptstadt Sumbawas. Da wir uns inzwischen auf der Hauptstraße bewegten, konnten wir die Wege zwischen den Städten rasch zurücklegen.
Sowohl Dompu als auch Bima haben uns ehrlicherweise wenig beeindruckt. Nur aus Bima gibt es eine lustige Geschichte: Beim Stadterkunden landeten wir durch Zufall in einem netten Café. Mercedes freundete sich sofort mit den zwei Katern dort an und wir kamen mit der Besitzerin und ihrer Familie ins Plaudern. Abgesehen davon, dass uns auch dort sofort etwas von deren Mittagessen angeboten wurde, stellten wir im Gespräch fest: Das Homestay, in dem wir übernachteten, gehört ihrem Exmann! 😀 Wir möchten nochmal anmerken: Bima ist die Hauptstadt. Also nicht sooo klein. Einfach zu gut.
Und zum Schluss noch ein wenig Action!
Nach zehn Tagen auf Sumbawa führte uns unser letzter Weg in die Hafenstadt Sape an der Ostküste.
Von dort wollten wir die Fähre zu unserer nächsten Station nehmen: Labuhanbajo / Flores.
Die Informationen im Internet der offiziellen Webseite für die public ferries in Indonesien waren gleich mal unterschiedlich. Wählt man die englische Version des Fahrplans, fährt nur Montags, Mittwochs und Freitags um 6 Uhr morgens die Fähre nach Flores. Wählt man aber die indonesische Version, soll die Fähre täglich übersetzen, und zwar um 9 Uhr morgens. Fragt man die locals, scheint die tägliche Frequenz zu stimmen, die Uhrzeit variiert allerdings irgendwo zwischen 7 und 9 Uhr.
Wir quartierten uns also am Donnerstag in einem einfachen Zimmer neben dem Hafen ein. Der Wecker klingelte uns am Freitag um 5.30 Uhr aus dem Bett, weil Mercedes (neurotisch wie sie nun mal ist) kein Risiko eingehen wollte, die Fähre zu verpassen, wenn diese vielleicht am Wochenende dann nicht fährt.
Im Hafen stellten wir fest: Wir sind nicht die einzigen, die so denken 😉 und dann warteten wir. Und warteten. Und warteten. 2,5 Stunden. Gegen halb neun sickerte die Info durch: Die Fähre ist „rusak“, also kaputt. Somit an diesem Tag keine Fähre nach Flores. Am nächsten Tag soll es wieder funktionieren, die Fähre würde um 9 Uhr starten. Okey.
Unser Zimmer war noch frei, somit vertrödeln wir einen weiteren Tag in Sape. Am nächsten Morgen konnten wir es getrost etwas relaxter angehen und waren um 8 Uhr am Hafen. Als Andi die Tickets kaufen wollte, kam die böse Überraschung: Dadurch, dass die Fähre am Vortag nicht gefahren ist, waren unsere Covid-19-Tests genau um diesen Tag abgelaufen. Und da waren sie plötzlich sehr, sehr streng. Nein, keine Tickets ohne gültiges negatives Testergebnis. Oh no. Und am Hafen selbst keine Station für einen Schnelltest (wie in Bali beispielsweise). Nächste Möglichkeit: In einem Krankenhaus in Bima. Oh no, oh no.
Der freundliche Mitarbeiter der Fährgesellschaft wies Nachfragen, ob man das Problem denn nicht mit etwas mehr Geld vor Ort lösen könnte, mit den sehr bestimmten Worten: „Too late, my friend. Tomorrow.“ ab. Aber wie Andi nunmal ist, fasste er dies nicht als Niederlage, sondern als Herausforderung auf. In seinem Kopf die Worte: „Challenge accepted“.
Während Mercedes uns bereits das Wochenende noch in Sumbawa festsitzen sah, kam Andi nach langem hin und her am Ticketschalter und vielen Überredungsversuchen (immerhin war das nicht unser Verschulden mit dem gestrigen Ausfall der Fähre!) mit einem local ins Gespräch. Plötzlich hoppt er bei diesem hinten auf den Scooter, deutete mir einfach hier zu bleiben und zu warten, und schwupp, weg war er. Die Uhr zeigte 8.25 Uhr. Mercedes wartete. Und wartete. Die Uhr zeigte 8.47, Andi kam wieder angebraust, sprang vom Roller, lief zum Ticketschalter und kommt mit zwei gültigen Tickets wieder zurück. Wir düsten auf die Fähre und erst, als wir erschöpft in die letzten freien Sessel sanken (8.58 Uhr), konnte er erzählen, wie das nun gelaufen sei.
Covid-19-Schnelltest in der Apotheke: „Wie groß und wie schwer sind Sie denn?“
Wäre es nicht Andi gewesen, der diese Geschichte erzählt, hätte Mercedes wohl einfach lauthals losgeprustet. So wusste sie nicht recht, ob sie lachen oder weinen sollte und entschied sich für ein beherztes facepalm. Denn genaugenommen war es keine Arztpraxis, in welcher der Bescheid ausgestellt wurde, sondern eine Apotheke. Es musste schnell gehen, also hat Andi sich ehrlicherweise einfach mal vorgedrängelt. Der local, welcher ihn netterweise hingebracht hatte, beschäftigte die irritierten wartenden Menschen, während Andi nach absurden Dingen wie unseren Körpergrößen und dem -gewicht gefragt wurde. Und die Temperatur wurde gemessen – na immerhin. Nichtsdestotrotz – er kam zurück mit zwei Bescheiden eines negativen Covid-19-Ergebnisses, welches dann halt nur drei Tage gültig sind. Fair enough.
Übrigens, Preis pro Testergebnis: 15.000 IDR (knapp 1 Euro). Plus Trinkgeld für den netten local, der Andi gefahren hat. Das Gesicht des Mannes hinter dem Ticketschalter am Hafen hätte Mercedes gerne gesehen, als Andi mit den neuen, gültigen Ergebnissen auftauchte – und das noch rechtzeitig, bevor die Fähre an diesem Tag startete.
Aber Andi, dieser alte Troubleshooter, hatte es wieder mal geschafft. Was für ein verrückter Start in unsere achtstündige Überfahrt nach Flores!