Tana Toraja und ein außergewöhnlicher Totenkult.

Tana Toraja

Pare-Pare | Rantepao | Makale

Am 9. Dezember verlassen wir Makassar schließlich und brechen auf in Richtung eines lang ersehnten Reiseziels: die Region Tana Toraja im Herzen Sulawesis. Aber der Weg ist doch ganz schön lang, daher machen wir einen Zwischenstopp in Pare-Pare. Auf dem Weg dorthin können wir aus der Ferne Rammang Rammang erkennen – das zweitgrößte Karstgebiet der Welt.

Rammang-Rammang

In Pare-Pare selbst haben wir einfach nur einen kurzen Zwischenstopp gemacht. Zwischendurch regnet es ja inzwischen immer wieder mal, wir mussten also in der Unterkunft erst mal wieder sauber und trocken werden 😀

dirty from the road

Bei einem leckeren Kaffee haben wir schließlich unsere nächsten Tage angedacht – wir liebäugeln mit einem Trip auf die Togean Islands. Aber dazu später mehr. Jetzt erst mal los nach Tana Toraja!

selfie with Chubby

Inside Tana Toraja

Vom Land der Toraja haben wir inzwischen ja bereits einiges gehört und auch gelesen. Mercedes freute sich vor allem auf die außergewöhnliche Form der traditionellen Häuser in diesem Gebiet. Das sieht auf den Bildern schon sehr besonders aus… wie muss das erst in real sein?

Welcome to Tana Toraja

Das Begrüßungstor (ein solches haben die meisten Gebiete in Indonesien an den Bezirksgrenzen) verspricht viel – und das zu Recht! Immer wieder entdeckt man ab hier entweder ganze Dörfer mit traditionellen Häusern („Tongkonan“) oder auch neben normalen Häusern die traditionellen Reisspeicher („Alang“) mit dieser typischen Dachform. Inmitten der grünen Hügellandschaft sieht das einfach großartig aus. Mercedes war von erster Minute an begeistert.

Rice Storage in typical Toraja style

Wir fuhren bis nach Rantepao im Herzen Tana Torajas. Von dort aus kann sehr gut die Umgebung exploriert werden. Wir hatten am Rande der Stadt eine wirklich supernette Unterkunft, das Rosalina Homestay – bekamen wir selbst empfohlen und geben wir gerne weiter! Tolle Aussicht, heiße Dusche, ruhige, aber dennoch zentrale Lage, unglaublich nette Hosts. Daumen hoch!

Wir wohnten somit nicht im Zentrum von Rantepao, wo es doch ganz schön g’schaftig zugehen kann. Man muss da auch dazu sagen: Die Hauptstraße ist jene, die quer durch Tana Toraja und somit auch zu den wichtigsten/beliebtesten Hotspots der Gegend führt – und ist aufgrunddessen stark befahren, auch von großen Trucks. Das kann einem schon mal ein paar Nerven kosten.

view from our room

#gettoknowtheculture

Und dann wurde es endlich Zeit ein bisschen einzutauchen in diese für uns neue Welt. Dazu müssen wir ein wenig ausholen und nehmen dich mit in die Geschichte der Toraja. Das Volk der Toraja ist heute fast ausschließlich christlich (bedingt durch niederländische Missionierung) und dadurch gingen viele ursprüngliche Bräuche und Riten verloren. Aber eines behielten sie bei: ihren außergewöhnlichen Totenkult.

Sterben ist hier eine ziemlich teure Angelegenheit. Verstirbt ein geliebter Mensch, kann es also durchaus sein, dass die Familie gerade nicht genügend Geld für die Beerdigung hat. Denn dies ist ein riesengroßes Fest. Und vor allem auch ein blutiges. Je nach sozialem Status der Verstorbenen wird eine dementsprechende Anzahl an Wasserbüffeln geschlachtet. Good to know: Je weißer ein Wasserbüffel ist, desto mehr ist er wert (ja, es gibt hier Albinobüffel). Es gibt in Rantepao einen Markt, wo man diese Tiere bestaunen und auch kaufen kann. Schweine werden übrigens ebenfalls geschlachtet, diese werden beispielsweise von den Gästen gebracht. Bei Interesse einfach mal nachgooglen – zu diesen Anlässen sind reisende Besucher meist herzlich willkommen, daher gibt es einige Berichte dazu. Wir haben persönlich nicht daran teilgenommen.

Noch nicht „schräg“ genug? Zurück zur Familie: Bis man sich also die nötige Anzahl an Büffeln leisten kann, verbleibt der/die Tote erstmal im Haus. Er/Sie ist natürlich nicht tot, sondern nur krank. Er/Sie wird angezogen, gewaschen, gefüttert… Dabei scheint es eine spezielle Art der Balsamierung zu geben die dafür angewendet wird – zwecks dem Geruch, ihr wisst schon… Ist das Geld beisammen um die Beerdigung ausrichten zu können, findet also das bereits beschriebene Fest statt. Und danach wird der/die Verstorbene beerdigt. Aber auch das passiert auf besondere Art und Weise – und hier wurde es für uns richtig spannend (wait for it!):

Wir wollten natürlich nicht nur von dieser faszinierenden Kultur lesen. Also besuchten wir das traditionelle Dorf Kete Kesu, welches von der Familie für den Tourismus geöffnet wurde. Es besteht aus mehreren traditionellen Häusern und Reisspeichern, an welchen man die Schnitzeren und Malereien bewundern kann. Ebenso die Büffelgeweihe an den Häusern sind wirklich beeindruckend und verdeutlichen erneut die Bedeutung dieser Tiere im Totenritual der Toraja. Dies war also nicht nur die perfekte Gelegenheit, die traditionellen Häuser mal nicht nur im Vorbeifahren zu sehen, sondern einen Blick aus der Nähe auf sie zu erhaschen.

Kete Kesu from above
inside Kete Kesu
paintings
dog is asleep
Alang
so many details
view inside Kete Kesu
buffalo horns
buffalo bones

Und was man hier ebenfalls entdecken kann (hier ist die Schleife retour zu unserem Bericht über den Totenkult): Die Toraja beerdigen ihre Toten in Felsengräbern. Das Land ist durchzogen mit (Karst-)Hügeln – man könnte fast sagen, das bietet sich ja an. Aber wie soll das funktionieren?

Nun, auch hier ist die Art und Weise abhängig vom sozialen Status und den finanziellen Mitteln. Es beginnt mit ganz einfachen Holzsärgen, welche an der Felswand „befestigt“ werden bis hin zu Höhlengräbern tief im Felsen. Die Särge sind meist voller kunstvoller Schnitzereien oder haben eine besondere Form.

stairs to the stone graves
at Kete Kesu
wooden coffins
sometimes you can see some bones
some are bigger
hanging coffins

Besonders bekannt sind dabei die Holzfiguren, genannt „Tau Tau“, die vor oder bei den Gräbern sitzen. Das sind Abbilder der Toten, mit deren Kleidung angezogen und sehen oftmals unglaublich echt aus. Diese sollen die Verstorbenen repräsentieren und über das Grab wachen.

Tau Tau
Tau Tau at a house

In Kete Kesu finden sich leider wenige dieser Holzfiguren, und wenn dann nur „unter Verschluss“ quasi. Fährt man allerdings zu den Felsengräbern in Lemo oder Londa, dann kann man sie direkt an den Felswänden und in den Höhlen sitzen sehen.

Wir sind dann auch ein Stück weit in den Felsen zu den Höhlengräbern reingegangen, allerdings empfiehlt sich dafür festes Schuhwerk. Auf Taschenlampen nicht vergessen. Und für Klaustrophobiker eher nicht geeignet.

Alang at the graveyard

Während Mercedes völlig fasziniert ist vom Umgang der Torajas mit dem Tod, war für Andi klar: Einmal gesehen, erledigt. Zu morbid, das Ganze.

Für Mercedes allerdings ist es nicht erst seit ihrer Tätigkeit in der Krisenintervention ein interessantes Thema, wie unterschiedliche Kulturen mit dem Sterben und dem Tod an sich umgehen. Denn alle Rituale (wenn sie vielleicht auch noch so seltsam auf uns wirken, weil sie einfach anders sind als wir es persönlich gewohnt sind) erfüllen ein wichtiges Bedürfnis sowohl für die Hinterbliebenen als auch die Verstorbenen. Eine Auseinandersetzung damit erlaubt einen tiefen Einblick in die Strukturen des Zusammenlebens und der Werte in den einzelnen Kulturen.

Die „basics“ gibt es hier defintiv zu entdecken

Wir können also sagen: Möchte man sich mit den Grundzügen der Toraja-Kultur und eben auch deren Totenkult befassen, dann ist das doch sehr touristische Dorf Kete Kesu eine gute Idee. Es ist leicht zu finden (aktuell natürlich auch überhaupt nicht überfüllt) und das Drumherum um die Felsengräber wirkt arrangiert genug, um eine ausreichende Distanz zu diesem (für manche vielleicht schwierigen) Thema zu ermöglichen.

Der Eintritt beträgt übrigens 30.000 IDR pro Person (~ 1,80 EUR). Wenn man nicht alle Recherchen über die Geschichte der Toraja selbst erledigen möchte, kann man dort auch lokale Führer anheuern.

Mercedes in Kete Kesu

Buntu Burake: die höchste Statue des Jesus Christus der Welt!

Zum Abschluss noch ein wenig klassisches Christentum: Ebenfalls in Tana Toraja, und zwar in der Nähe von Makale, findest du dieses Denkmal Jesus Christus. Es ist tatsächlich so exponiert, dass man es nicht verfehlen kann.

Buntu Burake
blessing JC

Mit einer Höhe von 40 m soll es die größte Jesusstatue der Welt sein – sogar höher als die berühmte in Rio de Janeiro. Das Internet ist sich da allerdings uneinig und nicht immer wird Buntu Burake gelistet… Wie auch immer – es ist auf jeden Fall beeindruckend! Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Und diese Aussicht erst…

view
from the top

Für einen Besuch dieser Statue ist übrigens gut zu wissen: Die Straße, welche bis zur Statue hinauf führt, ist ziemlich gut. Aber es ist aktuell nicht möglich, alleine bis zum Gipfel zu fahren. Etwa 1 km vor dem Ziel muss man das Motorrad parken und wird von den Einheimischen für 10.000 IDR (ca. 80 cent) pro Person mit deren Rollern zur Statue hinaufgefahren.

gby

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.