Vom Ankommen und Staunen.

Gili Meno

Denpasar | Padang Bai | Gili Islands

Nach unserer Ankunft in Denpasar war Andi am nächsten Tag sofort wieder am Start und hat versucht, für uns ein Motorrad zu organisieren. Leichter gedacht als getan. Und da in Bali normale Motorräder kaum leistbar sind, mussten wir uns langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass es diesmal ein Scooter (da kann man bei ca. 5 EUR pro Tag beginnen) werden würde – mit welchen gefühlt mindestens 95% der Menschen hier auf Bali unterwegs sind. Da auch dieses Unterfangen auf die Schnelle sich als gar nicht mal so einfach herausstellte (vor allem nicht, wenn dieses Gerät einen halbwegs sicher von A nach B bringen soll), hat Andi improvisiert und sich von einem Mitarbeiter unseres Hotels einen Scooter ausgeliehen. Mit diesem sind wir an den nächsten, am schnellsten von Denpasar aus zu erreichenden Strand gegurkt (gegurkt, so schnell man halt mit alten 110cc gurken kann), Sanur Beach.

Oh ja, endlich Meer erleben und sich damit in den endgültigen Reisemodus katapultieren…! – hat erst mal nur so semi geklappt. Leider hat sich dort doch etwas Indien-Feeling hinzugemischt. Nicht ganz so viel Müll wie wir es heuer im Sommer an den Stränden Goas erlebt haben (und vor allem Gott sei Dank kein Öl), aber dennoch besorgniserregend. Ich hatte nicht einmal Lust zu fotografieren. Das Abendessen am Strand fiel dementsprechend sorgenschwer und gesellschaftskritisch aus. Hm, so hunderprozentig hat das mit dem Ankommen noch nicht funktioniert. Als wir dann beim Heimfahren auch noch in einen typisch unerwarteten, dafür umso heftigeren Regenguss geraten sind, bereits im Dunkeln, muss ich gestehen: Da hat meine Laune schon bessere Tage gesehen.

Wie auch immer Andi das immer macht – er hat uns am nächsten Tag wie aus dem Nichts einen Scooter organisiert (und diesen gut verhandelt für umgerechnet ca. 3 EUR pro Tag) …was zum Weiterreisen gar nicht so unpraktisch ist, denn Andi konnte vorne unseren kleinen Rucksack zwischen den Füßen abstellen und ich hatte wie in Indien den großen Backpack am Rücken, den ich aber am Heck des Scooters auch abstellen konnte (ein Halleluja für meine Schultern!). Mit diesem haben wir somit am Mittwoch Denpasar verlassen und sind in Richtung Ostküste gedüst. Ziel war eine dortige kleine Bucht namens Padang Bai.

taking a Selfie

Padang Bai…

…stellte sich als sehr kleine Bucht heraus, die beliebt ist bei Tauchern und Touristen. Andi hat sich auch hier sofort eingefügt und Kontakt hergestellt mit einer lustigen, älteren Indonesierin, welche uns Essen in grauen Tüten (ein kleiner gegrillter Fisch, eine Riesenportion Reis, Nudeln, ein bisschen Hühnerfleisch und natürlisch scharfes Sambal – für umgerechnet nicht mal ganz 1 EUR!) verkauft hat. Ich wundere mich noch, denn sie betreibt eigentlich einen kleinen Kiosk/“Alleskönnerladen“, aber mir wurde dann erklärt: Sie kocht das Essen zuhause, bringt es mit und verkauft es hier.

Ich bewundere Andi ja immer für sein Gespür, er hatte mit ihr den größten Spaß beim Essen und daraus ergaben sich viele hilfreiche Informationen, welche uns zu der Überlegung brachten, auf die Gili Islands zu fahren, mit einem Speedboot. Allerdings wurden wirklich scharenweise werden in diese kleine Bucht die Touristen gekarrt um von hier aus auf die kleineren Inseln zu gelangen, woraufhin wir erst mal eher skeptisch reagierten. Aber man versicherte uns, das verteile sich alles sehr gut auf den verschiedenen Inseln, da diese Speedboote wie Linienboote funktionieren und mehrere verschiedene Stopps haben. Kosten würde uns das pro Nase hin und retour 400.000 IDR, was ca. 25 EUR entspricht.

Um uns dies durch den Kopf gehen zu lassen, wie wir weitertun wollen, nahmen wir den Tipp einer Einheimischen an, mit welcher eine meiner ehemaligen Arbeitskolleginnen gereist ist und mit der ich inzwischen Kontakt aufgenommen hatte. Es gäbe einen kleinen weißen Sandstrand quasi neben Padang Bai, genannt auch „Secret Beach“. Na gut, dann machen wir das! Wir folgen also den Anweisungen der locals bezüglich Wegbeschreibung, und schon werde ich misstrauisch: Ein Strand, zu welchem man bergauf fahren muss? Und das nicht nur einmal?! Und ob das dieses Rollerchen auch wirklich schafft mit uns zweien drauf? Aber siehe da: Wir landen schließlich bei einer Absperrung, wo natürlich etwas Eintritt von 10.000 IDR (ca. 60 Cent) verlangt wird, aber dann (mit einem kleinen Umweg über wahrlich Stock und Stein) finden auch wir den „secret“ Bias Tugel Beach. Was man ihm aber defintiv lassen muss: Er hat uns sofort verzaubert!

Bias Tugel Beach

Andi hat sich gleich mal in die Wellen geschmissen, geschnorchelt – und deutete mir beim Zurückkommen mit einem Grinser im Gesicht und dem dementsprechenden Taucherzeichen, dass er eine Schildkröte gesehen habe. Damit war schnell klar – wir müssen uns weitere solche Plätzchen aussuchen!

Auf diesem kleinen Strand sind wir auch noch einem deutschen Pärchen um die Ende 50/Anfang 60 aufgelaufen, die bereits seit vielen Jahren nach Bali reisen und zufällig im selben Hotel in Padang Bai wie wir nächtigen. Somit wurden Reiseinfos ausgetauscht, wir gingen Abends zusammen Fisch essen und auch noch die eine oder andere Runde „Arak Orange“ trinken, wobei uns auch noch ein weiteres befreundetes Pärchen Gesellschaft leistete. Trotz des Altersunterschiedes hatten wir wirklich einen wundervollen lustigen Abend mit interessanten Gesprächen (wann trifft man schon einen ehemaligen Geschäftsführer eines international bekannten Unternehmens, welcher nebenbei als klinischer Hypnotiseur tätig ist?).

Am nächsten Tag wurde früh morgens dann fixiert: Wir fahren zu den Gili Islands!

Gili Meno

Gili Meno

…was für ein verschlafenes Inselchen! Sie liegt von den drei Gili Islands in der Mitte der Inselgruppe und ist bekannt für die Schildkröten, die man hier zu Gesicht bekommen kann. Die Insel lässt sich in einer guten Stunde zu Fuß umrunden, das Wasser ist glasklar und hier fahren keinerlei Mopeds oder Autos, nur so eine Art Pferde-Rikschas:

horse coach on Gili Meno

In diesem Video nimmt Andi euch mit auf einen Rundgang um die ganze Insel, via TimeWarp:

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Wir haben somit die letzten drei Tage damit verbracht, endlich zu entschleunigen: Die Zeit (wir wussten zwischendurch nicht mal mehr, welcher Wochentag ist, als die Anspannung endlich nachgelassen hat) bestand aus leckerem Essen, die Insel erkunden, dem Schnorcheln nach bunten Fischen und Schildkröten (jaaa, auch ich habe endlich eine zu Gesicht bekommen! Die sind einfach noch unglaublicher und wie aus einer anderen Zeit, wenn man sie so erlebt), sich mit den Gebräuchen hier vertraut machen und die Ruhe genießen. Und ich bekam endlich Lust, die Spiegelreflex auszupacken – don’t forget to follow us on Instagram 😉

Hier könnt ihr unsere Eindrücke beim Schnorcheln miterleben (und – Achtung, Spoiler – auch die Schildkörte sehen 😉 ):

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Dank Andis Verhandlungskünste haben wir sehr preisgünstig einen Bungalow mit Strandblick ergattert (statt 350.000 IDR mit Frühstück um nur 250.000 IDR ohne Frühstück – also um die 15 EUR pro Nacht zu zweit!) und ich habe zum ersten Mal unter einem richtig schönen Moskitonetz geschlafen. Sehr praktisch, muss man sagen. Unsere ersten Nachbaren waren zwei ältere Damen aus Kanada, die es mir sofort angetan haben. Eine davon war so herzlich, dass wir innerhalb kürzester Zeit unsere Kontaktdaten ausgetauscht hatten und Andi und mir eine Einladung zum Übernachten angeboten wurde, wenn wir in Kanada sind. Beim gemeinsamen Abendessen merkte ich zusehends, wie der letzte belastende Rest von anfänglicher Angst und Sorge von mir abfiel (und mir dabei dachte, ui, das geht aber jetzt doch etwas schnell).

Das Essen ist übrigens auf den kleinen Inseln im Allgemeinen in Summe doch um einiges teurer als auf Bali selbst, z.B. fangen die einfachen Gerichte wie Nasi Goreng oder Mie Goreng gerne mal beim doppelten Preis als dem an, was wir bei der Kioskfrau bekommen haben. Alkohol wie Bier scheint aber überall recht teuer – vor allem ist dieser nicht immer verfügbar.

Auch, wenn der Strand hier um ein vielfaches schöner ist der erste Eindruck auf Bali, der Müll hier zumindest scheinbar ein klein wenig besser verwaltet wird, findet sich auch hier ein Phänomen, welches ich in Sanur vor ein paar Tagen zum ersten Mal gesehen hatte: Eine große Menge toter Korallen, die in kleinsten Teilen den Strand säumen und sich mit dem Sand vermischen. Andi erklärte mir, dass dies ein Zeichen sei, dass es dem Korallenriff nicht gut gehe. Auch das hinterlässt ein kleines, aber stetiges mulmiges Gefühl in der Bauchgegend, während man umringt von Palmen auf das türkise Wasser hinausblickt.

beach of Gili Meno

Ein wichtiger Teil unserer Reise ist es, auch die Teile der Länder abseits des Tourismus kennen zu lernen und nicht nur andere Reisende, sondern vor allem auch die Menschen, die hier leben und arbeiten. Auf Gili Meno ist das Andi besonders leicht gefallen: Er hat sich so gut mit ein paar Einheimischen verstanden, dass die ihn spätabends nach Dienstschluss (das bedeutet um 22 Uhr, da sie hier von 8 Uhr bis 22 Uhr ohne Pause im Betrieb arbeiten) noch zum Fischen mitgenommen haben. Er kam jedes Mal zurück mit dem breitesten Honigkuchenpferdegrinsen.

Das sind seine „fishing buddies“:

selfie with the locals of Gili Meno

Am Ende des Tages war die Entscheidung, zu diesen kleinen Inseln rauszufahren, eine goldrichtige. Wir fühlen uns nun beide etwas… entspannter und angekommen im Reisefeeiling.

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